Was ist eine Vergewaltigung?
W
as sind sexuelle Übergriffe?

Für das Opfer
Im Erleben der betroffenen Frau ist eine Vergewaltigung eine absolute Grenzerfahrung, begleitet von Gefühlen der Ohnmacht, von Ver­wirrung, Erniedrigung, Wut, Scham und Ekel, von Panik bis hin zur Todesangst.

Für die Justiz
§§ 177 StGB Sexuelle Nötigung; Vergewaltigung
(1) Wer eine andere Person >> 1. mit Gewalt >> 2. durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben oder
>>
3. unter Ausnutzung einer Lage, in der das Opfer der Einwirkung des Täters schutzlos ausgeliefert ist, nötigt, sexuelle Handlungen des Täters oder eines Dritten an sich zu dulden oder an dem Täter oder einem Dritten vorzunehmen, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft.

(2) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn >> 1. Der Täter mit dem Opfer den Beischlaf vollzieht oder ähnliche sexuelle Handlungen an dem Opfer vornimmt oder an sich vornehmen läßt, die dieses besonders erniedrigen, insbesondere, wenn sie mit einem Eindringen in den Körper verbunden sind (Vergewaltigung)...

Für uns
Sexuelle Übergriffe sind immer Ausdruck von Macht und Gewaltausübung, die sich der Sexualität als Mittel bedient.
Eine Vergewaltigung ist hierbei eine der extremsten Formen sexualisierter Gewalt. Sie ist ein totaler Angriff auf die persönliche Integrität einer Frau.

»Zufällige« oder absichtliche Berührungen, anzügliche Bemer­kungen, Anmache, Bedrängungen und Bedrohungen, (ob am Arbeitsplatz, am Telefon, in Ausbildungs- und Betreuungs­verhältnissen oder in Therapie), gehören wie das Erzwingen »ehelicher Pflichten« ebenso zu alltäglichen Formen sexueller Grenzverletzungen.


Wie reagieren betroffene Frauen auf sexualisierte Gewalt?

Es gibt Frauen, die unter Schock stehen und wie gelähmt sind. Viele Frauen sind dem Erlebten gegenüber sprachlos, es ist für sie (fast) unmöglich, dafür Worte zu finden. Andere verhalten sich so, als sei nichts geschehen. Wieder andere haben Ängste aus dem Haus zu gehen, überhaupt ihren Alltag zu bewältigen. Andere quälen sich mit Schuldgefühlen und prüfen, was sie hätten tun können, um die Tat zu vermeiden.

Die Schuld hat allein der Täter!

Viele Frauen fühlen sich beschmutzt und haben das Bedürfnis, sich ständig zu waschen. Es gibt Frauen, die unter Panik­zuständen und Schlaflosigkeit leiden. Einige Frauen haben Probleme mit Sexualität oder Berührungen, selbst durch die nächsten Angehörigen.

Wie auch immer die Frau darauf reagiert, es ist für sie wichtig, damit Verständnis zu finden!

Jede ihrer Reaktionen ist angemessen und richtig!

Es kann gut tun
  • über das Erlebte mit anderen zu sprechen, mit Angehörigen, mit Freundinnen oder Freunden, mit dem Partner, der Partnerin oder einer professionellen Beraterin
  • das Erlebte aufzuschreiben oder auf andere Weise auszudrücken (z. B. malen)
  • in einer Gruppe mit anderen betroffenen Frauen einen Weg aus Ohnmacht und Sprachlosigkeit zu suchen

Was braucht eine Frau,
die von sexualisierter Gewalt betroffen ist?

Für eine vergewaltigte Frau ist es sehr wichtig, in ihrem privaten Umfeld mit dem Gewalterleben Verständnis und Unterstützung zu finden, um die tiefe Persönlichkeitsverletzung verarbeiten zu können.

Angehörige, Freundinnen, Partner
Viele Angehörige und/oder Freunde sind gefühlsmäßig selbst so betroffen, dass sie sich unsicher sind, wie sie mit dem Opfer umgehen sollen.

Wichtig für die betroffene Frau ist, dass ihr uneingeschränkt geglaubt wird, dass Offenheit und Bereitschaft zur Unter­stützung signalisiert wird und dass die Umgebung sie zu nichts drängt, weder zu einer Anzeige, noch zu einer vorschnellen Normali­sierung des Lebens.

Konkrete Hilfen
Zweifeln Sie nicht an der Glaubwürdigkeit der betroffenen Frau. Entlasten Sie sie von ihren Selbstvorwürfen und Schuld­gefühlen. Wenn die Frau dies möchte, bieten Sie ihr Ihre Anwesenheit oder Übernachtungsmöglichkeit an, Hilfe und Begleitung bei Gängen zur Polizei, Ärztinnen/Ärzten oder Gericht. Nur die Frau weiß, was gut und richtig für sie ist. Alle Entscheidungen müssen von ihr selber ausgehen. Lassen Sie ihr die Zeit, die sie braucht, um in ihrem Alltag eine »Normalität« einkehren zu lassen.

Hilfe durch professionelle Beratung
Professionelle Beratung bietet betroffenen Frauen die Möglich­keit, in einem geschützten Rahmen über das Erlebte zu sprechen, mit einer parteilichen Unterstützung individuelle Wege zur eigenen Stärkung zu entwickeln und einen Umgang mit dem Gewalterleben zu finden.